Pilgern durch Rheingauer Wald und Weinberge – Klostersteig Etappe 1
Landschaft und Geschichte des Rheingaus sind geprägt durch zahlreiche Klöster, wenn auch nicht alle heute noch einen Orden beherbegen. Über lange Zeit hatten sie nicht nur Einfluss auf das christliche Leben, sondern auch auf Kultur und Weinbau – viele führen diese Tradition noch weiter, ob kirchlich oder säkular. Seit dem vergangenen Jahr kann man die Klöster auf dem Rheingauer Klostersteig erwandern – über knapp 30 Kilometer führt dieser von Kloster Eberbach bei Eltville nach Kloster Marienhausen nahe des Rüdesheimer Stadtteils Aulhausen . Unterwegs laden vier weitere Klöster zum Besuchen und Besichtigen und vier sogenannte „Ruhepunkte“ zum Innehalten und Verweilen ein.
Sie sind Bestandteil eines Konzepts, das nicht nur zum reinen Wandern, sondern zum Pilgern einlädt und damit hebt sich der Klostersteig ein wenig von den zahlreichen neuen Premiumwanderwegen ab, die in den vergangenen Jahren entstanden sind. Wenn man sich darauf einlassen möchte, dann bietet ein Pilgerpass neben Informationen zu den einzelnen Klöstern auch Texte und Anregungen zum Innehalten. Mit Stempeln an den einzelnen Klöstern kann man seine Stationen dokumentieren, schließlich kann man am Endpunkt Kloster Marienhausen dann ein Eberbacher Kreuz erhalten/erwerben.
Alle Infos zum Weg gibt es auf der entsprechenden Seite von Kulturland Rheingau. Dort kann man sich auch den Pilgerpass herunterladen, wenn man ihn sich nicht in gedruckter Form an der Klosterkasse oder in der Vinothek des Klosters Eberbach besorgt.
Wir haben zum diesjährigen Palmsonntag bei schönstem Wetter die erste Etappe von Eberbach zum Schloss (und ehemaligen Kloster) Johannisberg in Angriff genommen, die zweite Etappe soll bald folgen.
Zum Start
Wir empfehlen den Eltviller Bahnhof als zentralen Startpunkt, ob man nun bereits mit dem Zug aus Richtung Wiesbaden/Frankfurt bzw. Koblenz oder aber mit dem Auto anreist. In letzterem Fall parkt man am besten auf dem Parkplatz Weinhohle (P2) und läuft den kurzen Fußweg zum Bahnhof. Von dort geht es mit der Bus-Linie 172 stündlich nach Kloster Eberbach. Die genauen Abfahrtszeiten findet man über die Webseite des RMV (www.rmv.de).
Vom Zwischenziel Schloss Johannisberg nach dieser ersten Etappe kann man die ca. 3km zum Bahnhof in Geisenheim laufen (unser GPS-Track weist den Weg), alternativ mit dem Bus der Linie 183 (werktags stündlich, am Wochenende alle 2 Stunden, www.rmv.de). Mit der Rheingau-Linie RB10 der VIAS (www.rmv.de oder www.vias-online.de) geht es dann mindestens jede Stunde von Geisenheim zurück nach Eltville.
Die Tour
Den Einstiegspunkt zum Klostersteig findet man in direkter Nähe der Bushaltestelle in Eberbach. Vorher sollte man natürlich erst einmal die beeindruckende Klosteranlage ansehen und sich Pilgerpass und ersten Stempel besorgen, den gibt es entweder an der Klosterkasse oder an einer großen Infotafel in der Nähe der Bushaltestelle.
Wenn man sich dann auf den Weg begibt, so muss man gleich den sicherlich steilsten Anstieg der Etappe bewältigen. Dabei folgen wir ein gutes Stück der identischen Wegeführung des Rheinsteigs vorbei am Steinberg .
Erst am ersten Ruhepunkt trennen sich die beiden Wanderrouten. Der Ruhepunkt „Unkenbaum“ ist nach einem alten Naturdenkmal benannt, dass an dieser Stelle stand. Nur noch ein hohler Stumpf zeugt von dem einst großen und altehrwürdigen Baum. Von hier geht es weiter den Berg hinauf. Nach kurzer Erholung, wenn wir auf gleichbleibender Höhe hinter dem Wohnsiedlung „Am Rebhang“ vorbeilaufen, bleibt uns dann ein weiterer anstrengender Aufstieg auf die Hallgarter Zange nicht erspart. Mit diesem zweithöchsten Gipfel des Rheingaugebirges haben wir aber auch den höchsten Punkt des Klostersteigs erreicht und bei schöner Witterung lädt die Restauration des dortigen Kletterparks zum Verweilen ein.
Einen Besuch des Kletterparks sollte man sich für ein anderes mal reservieren. Nach ausreichender Erholung geht es weiter über Waldwege mit kleinen Ausnahmen stetig bergab. Bis zum Ziel Johannisberg, liegen noch knapp 10km vor uns.
Nächstes Zwischenziel und nächster „Ruhepunkt“ sind aber zunächst einmal die Pfingstbachwiesen, ein idyllisch im Wald gelegenes Frezeit- und Zeltgelände oberhalb von Oestrich-Winkel . Nach einer Spitzkehre geht es dann noch einmal ein kurzes Stück bergauf in den Wald und in großem Bogen zum „Ruhepunkt III – Honigberg“, wo wir den Wald endgültig verlassen haben und nun bis zum Etappenziel durch die Weinberge weiterlaufen.
Hier kreuzen wir auch den von uns als Wegepaten ehrenamtlich markierten Wanderweg (liegendes U).
Ab jetzt hat man Schloss Johannisberg bereits vor Augen, doch mit den zurückliegenden Kilometern in den Beinen kommen einem die vielen Schwünge der Wegeführung noch fast endlos vor. Schließlich haben wir es aber geschafft und den Stempel im Eingangsbereich der Basilika uns wahrlich verdient. Nun kann man die schlichte Schönheit dieser Kirche einfach nur auf sich wirken lassen während man seine müden Knochen ausruht.
Schlussendlich heißt es nun noch für die Rückfahrt nach Eltville zum Bahnhof Geisenheim zu kommen. Ob weiter zu Fuß, mit dem Bus oder dem Taxi, bleibt jedem selbst überlassen.
GPS-Track: Rheingauer Klostersteig – Etappe 1
Einkehrmöglichkeiten
- Hallgarter Zange – Pause am höchsten Punkt des Klostersteigs nach dem beschwerlichen Aufstieg. Hat in der Saison des Kletterparks (Frühjahr bis Herbst) geöffnet.
- Zahlreiche Einkehrmöglichkeiten findet man am Endpunkt in Johannisberg, gerade auf dem Weg in Richtung Bahnhof liegen zahlreiche Gutsschänken und Restaurants.
- Weitere Empfehlungen gibt der FAQ zum Klostersteig von Kulturland Rheingau.
Karte, Literatur
- Wanderkarte: NaturNavi Wanderkarte mit Radwegen, Blatt 43-555, Rheingau“) (1:25.000)
- Topografische Karte für Garmin-GPS: OSM Freizeitkarte für Garmin Geräte
Außerdem gibt es den Pilgerpass zum Download oder aber gedruckt erhältlich zu den jeweiligen Öffnungszeiten in der Vinothek und an der Klosterkasse in Eberbach