Offener Brief an den Bürgermeister der Stadt Eltville
Im Nachgang zu meinem Artikel zum „Cache-Verbot“ im Eltviller Stadtwald hatte ich mir bereits Gedanken gemacht, einen offenen Brief an den Bürgermeister der Stadt Eltville – Patrick Kunkel zu schreiben, um die im Raum stehende Frage nach dem „Warum“ beantwortet zu bekommen. Andere waren schneller und haben eine Rückmeldung von der Pressestelle der Stadt erhalten, so z.B. Spike05de:
Sehr geehrter Herr …,
danke für Ihr Mail. Auch bei uns häufen sich die Anfragen und wir sind intern in der Diskussion. Vor kurzer Zeit haben wir aus folgenden Gründen, beschlossen, Geocaching bei uns zu verbieten:
“Geocaching erfreut sich immer größerer Beliebtheit und auch in unserem Stadtgebiet gibt es viele Caches, die gerne von Einwohnern und Besuchern gesucht werden.
An vielen Stellen ist dies auch unproblematisch. Allerdings haben wir gerade in unserem städtischen Waldgebiet – und hier vorwiegend mit Klettercaches – doch einige Schwierigkeiten.
Gerade wenn Caches in schützenswerten Naturwaldparzellen angebracht werden, kommen dabei auch seltene Moose und Farne zu Schaden. Zudem werden wild lebende Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zum Teil stark gestört.Aus diesem Gründen untersagen wir das Anbringen von Caches in unserem städtischen Wald.”
Ich hoffe, das hilft Ihnen erst einmal weiter, sobald etwas Neues vorliegt, geben wir Ihnen Bescheid!
Mit freundlichen Grüßen
Im AuftragBirgit Roßkopf
Presse und ÖffentlichkeitsarbeitDer Magistrat der Stadt Eltville am Rhein
Gutenbergstraße 13
65343 Eltville am Rhein
Telefon 06123 697 180
Telefax 06123 697 199
E-Mail birgit.rosskopf@eltville.dewww.eltville.de
Als betroffener Eltviller Cacher liegt es mir aber am Herzen, hier einen weitergehenden Dialog anzustoßen bzw. dazu beizutragen. Folgendes Schreiben habe ich daher heute per E-Mail versendet:
Sehr geehrter Herr Kunkel,
wir schreibe Ihnen heute, weil uns unser Hobby Geocaching sehr am Herzen liegt, das wir seit 2006 aktiv betreiben. In den vergangenen Jahren hat diese moderne Form der Schnitzeljagd steigende Aufmerksamkeit und damit auch einen enormen Zuwachs an „Spielern“ erlebt.
Die jüngste Vergangenheit hat leider auch zu einer überdurchschnittlichen Zunahme von extremeren Spielarten dieses Hobbies geführt, bei gleichzeitig verringerter Rücksichtnahme auf Natur, Betretungsverbote und Vernunft.
Am vergangenen Sonntag wurde nun eine große Zahl von Geocaches im Eltviller Stadtwald auf dem Portal geocaching.com mit der folgenden Nachricht archiviert:
Hallo Cacher,
die Stadt Eltville hat Groundspeak mitgeteilt, daß in deren Wald-Gebieten keine Geocaches gewünscht sind.
Der Bitte der Stadt müssen wir nachkommen.
Daher erfolgt nun die Archivierung und Sperrung dieses Caches.@ Cacheowner: bitte sorge dafür, daß der Cache so bald wie möglich umwelt- und Baum-schonend entfernt wird.
Danke & Grüße
Jörg
Eine Stellungnahme Ihrer Pressestelle, die insbesondere auf die Problematik der Klettercaches als Begründung für diesen radikale Maßnahme hinweist, ist ja inzwischen öffentlich geworden. Diese verweist ebenfalls auf die noch laufende interne Diskussion zu diesem Thema. Als betroffener Geocacher sehe ich es daher als wichtig an, hier einen weitergehenden Dialog anzustoßen bzw. dazu beizutragen. Im Rahmen der Sperr-Aktion sind leider auch Caches von der Landkarte verschwunden, die sicher einen Mehrwert für den Tourismus und die Naherholung boten und dabei ohne Verlassen von Wegen bewältigt werden konnten. Besonders traurig ist es z.B. um den ersten Cache des Rheingau, der seit dem Jahre 2002 in der Nähe der Salzquelle suchbar war, ohne dass hierdurch ein störender Eingriff in die Natur erfolgte.
Leider zeigt die Erfahrung, dass gerade die Besitzer der problematischen Cache-Verstecke nur zu alternativen Plattformen ohne Freigabe-Prozess wechseln und sich damit dem Auswirkungen des Verbots entziehen.
Vor diesem Hintergrund wäre zu diskutieren, ob es nicht sinnvolle Alternativen zu einem absoluten Verbot und Möglichkeiten für eine waldverträgliche Ausübung dieses Hobbies gibt.
Auch wenn ich mir nicht herausnehmen kann, für die Gesamtheit der Geocacher im Raum Eltville zu sprechen, würde ich mich über die Möglichkeit freuen, die Grundlage für einen Dialog mit der Stadt legen zu können.
Mit freundlichen Grüßen,
Markus Wahl
Mal sehen, ob wir hier noch etwas zum Positiven bewegen können.
Update, 29.04.2013:
Die Stadt Eltville hat sehr schnell auf das Gesprächsangebot reagiert. Ein persönlicher Termin mit einem weiteren Geocacher aus der Region findet kurzfristig statt.
Ich finde es klasse, dass Du Dich aktiv der Problematik angenommen hast und den Dialog mit der Stadt suchst. Dein Schreiben sollte die Verantwortlichen durchaus zum Umdenken bewegen können. Jedenfalls wünsche ich Dir viel Erfolg dabei!
Hallo,
klasse Aktion die hoffentlich von den Entscheidungsträgern offen angenommen wird und evtl. überdacht wird.
Die Gefahr oder Möglichkeit zum Wechsel auf alternative Plattform ist gleichzeitig Problem und Gefahr zugleich, obwohl ich bei machen Caches die gewechselt haben froh bin.